Titel
Die Flensburg. Das Buch zur Restaurierung. Die Felsenburg in ihrer geschichtlichen und kulturellen Bedeutung


Herausgeber
Burgergemeinde Bern
Erschienen
Murten 2002: Verlag Luce
Anzahl Seiten
Preis
ISBN
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Christian Lüthi, Universitätsbibliothek Bern

Um 1260 errichtete Bern zusammen mit der ersten Untertorbrücke einen Torturm östlich der Aare. Dieser stand auf einer Felsrippe und war auf der Stadtseite offen. Da er sich am Hangfuss befand, musste er eine beträchtliche Höhe aufweisen: die Seitenmauern waren von Beginn weg mit 18 Metern so hoch wie im heutigen Zustand. Armand Baeriswyl und Daniel Gutscher interpretieren aufgrund ihrer archäologischen Untersuchungen den Bau als Zeichen eines grossen Selbstbewusstseins der Stadt, die ungefähr zur selben Zeit ihr ummauertes Gebiet gegen Westen ausdehnte. Die Umbauten von 1583 und 1755–1764 veränderten das Äussere des Turms entsprechend dem Geschmack der Zeit. 1583 wurde der Turm auf der Stadtseite bis auf eine Türöffnung zugemauert. Die Schauseiten gegen den Hang wurden aufwändig neu gestaltet. Auf den Verputz malte man eine Fassade mit grossen Steinquadern, welche die Wehrhaftigkeit des Turms illusionistisch zur Schau stellten. Der Umbau um 1760 ist im Zusammenhang mit der Anlage des Aargauerstaldens in Angriff genommen worden. Der Turm erhielt nun eine barocke Fassade mit vorgetäuschten Luken für Artilleriegeschütze. Der Bau behielt bei beiden Umbauten seine Funktion als repräsentatives und wehrhaftes Wahrzeichen am östlichen Stadteingang.

Bei der Güterausscheidung zwischen Stadt und Kanton 1803 übernahm der Kanton den ehemaligen Wehrturm. Da mit dem Bau der Nydeggbrücke 1840–1844 die Hauptverkehrsader verlegt wurde, stand der mittelalterliche Turm etwas im Abseits. Deshalb verkaufte ihn der Kanton 1862 an einen Handwerker, der ihn zum Wohnhaus umbaute, das er «Felsenburg» nannte. 1963 übernahm die Einwohnergemeinde das Gebäude.

Seit den 1920er-Jahren planten die Stadt und verschiedene Architekten mehrmals massive Eingriffe in der Nachbarschaft der Felsenburg. Es bestanden Entwürfe für ein Verwaltungsgebäude oder für eine grosse Autoeinstellhalle. Davon wurde jedoch nichts realisiert, und 1984 lehnte das Stimmvolk auch eine umstrittene Vorlage zur Umgestaltung des Klösterliareals des Wiener Architekten Heinz Tesar ab. Die Stadt sanierte anschliessend gemeinsam mit privaten Baurechtnehmern die Gebäude am Klösterlistutz, die Felsenburg liess sie jedoch weiter verlottern. Angesichts der städtischen Finanznot und des Renovationsbedarfs der Felsenburg sondierte der städtische Denkmalpfleger 1996 nach einer neuen Lösung. Im folgenden Jahr kam es zum Vertragsabschluss, mit dem die Stadt der Burgergemeinde das Gebäude für einen symbolischen Preis verkaufte. Die Burgerschaft wollte das symbolträchtige Haus übernehmen, um wie Stadt und Kanton einen der drei mittelalterlichen Türme zu besitzen. Sie renovierte die Felsenburg in den Jahren 1998–2002 und richtete darin moderne Wohnungen für eine gehobene Mieterschaft ein. Die Hälfte der Gesamtkosten von sechs Millionen Franken steckte die Burgergemeinde als A-fonds-perdu-Beitrag in das Gebäude.

Die vorliegende Publikation erschien zum Abschluss der Sanierung. Sie dokumentiert nicht nur den aktuellen Bauzustand, sondern rollt die spannende Geschichte des Gebäudes auf. Zahlreiche historische Bilder illustrieren den Text. Zudem hat die Kantonsarchäologie mit Hilfe des Computers eine Serie von Vogelschaubildern gezeichnet, welche die baulichen Veränderungen der vergangenen Jahrhunderte plastisch nachvollziehen lassen. So ist ein schönes Buch entstanden, welches einen markanten Bau der Berner Altstadt für Fachleute und Laien dokumentiert.

Zitierweise:
Christian Lüthi: Rezension zu: Burgergemeinde Bern (Hrsg.): Die Felsenburg. Das Buch zur Restaurierung. Die Felsenburg in ihrer geschichtlichen
und kulturellen Bedeutung, Murten, Verlag Luce, 2002, 136 S., ill. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 64, Nr. 3, Bern 2002, S. 136f.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 64, Nr. 3, Bern 2002, S. 136f.

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